Film der Woche: „Umgedreht – Asya Elmas“ ein Film von Ellen Rudnitzki
„Umgedreht“ ist das Portrait von Asya, einer türkischen Frau, die früher ein Mann war. Sie nimmt uns in diesem Film mit in eine Lebenswelt in Istanbul, die zwischen Legalität und Illegalität changiert. Denn eigentlich werden Menschen wie Asyia in der Türkei immer weniger toleriert und je mehr das Regime eine konservative, vom Islam bestimmte Herrschaft anstrebt, um so schwieriger wird das Leben und Überleben für sie.
Ein aktuelles Symbol für die zunehmende Islamisierung der Türkei ist die Hagia Sophia. Seit 34 Jahren ist dieses historische Bauwerk ein Museum und der Touristenmagnet der Metropole Istanbul. Nach dem Willen des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan ist die Hagia Sophia, wieder in eine Moschee umgewandelt werden. Gestern, am 24. Juli 2020 wurde zum ersten Mal das Freitagsgebet dort abgehalten – im Beisein von Staatschef Erdogan, der es sich nicht nehmen ließ, selbst aus dem Koran in der Hagia Sophia zu rezitieren.
Gleichzeitig gibt es Bestrebungen von Teilen der regierenden AKP aus der aus der am 1. August 2014 in Kraft getretenen Istanbul Konvention auszutreten, die u.a. festlegt, dass niemand wegen seiner sexuellen Ausrichtung oder der Zugehörigkeit zu einer nationalen Minderheit diskriminiert werden darf. Die offizielle Begründung: es sei nicht mit dem Islam vereinbar, eine andere sexuelle Ausrichtung als die heterosexuelle zu tolerieren.
Beides hat mit Religion allerdings weniger zu tun. Der Hintergrund ist eher, dass sich die AKP Regierung, die schon seit längerem schwächelt und seit der Corona-Krise quasi mit dem Rücken zur Wand steht, auf diese Weise konservative Wählerstimmen sichern will.
Für Frauen wie Asya würde das allerdings bedeuten, dass sie auch offiziell wieder „Freiwild“ wären und Gewalt oder gar Morde an ihnen nicht mehr in dem richtigen Maße bestraft würden. Außerdem könnte das eine Signalwirkung auf einige Populisten und Regierungen wie z.B. Polen haben.